Probleme mit der Benzinpumpe
Alle bei den Nachkriegs-DKW verwendeten Benzinpumpen
arbeiten ohne mechanischen Antrieb, allein
betätigt durch die auf- und abschwellenden
Vorverdichtungsdrücke im Kurbelgehäuse der Motoren.
Dieses Konzept folgt konsequent und logisch dem
angestrebten konstruktiv einfachen, zugleich aber
effektiven Aufbau der gesamten DKW-Motor
Konstruktionen. Es birgt aber gleichzeitig auch
prinzipbedingte Schwächen, Fehlermöglichkeiten und
damit verbundene Auswirkungen, die nicht unbedingt auf
den ersten Blick zu erkennen sind. Die Auslöser für teure
Schäden sind dann häufig nur Kleinigkeiten, wie z.B. eine
verrostete, geschwächte und dadurch gebrochene Feder in
der Benzinpumpe!

Konkret kommt es durchaus häufiger vor, daß die
motorseitige Zylinderfeder der Benzinpumpenmembran,
deren Kammer ja über die Druck-Bohrung mit dem
Kurbelgehäuse-Innenraum und den darin befindlichen,
teilweise sehr agressiven Gasen in direkter Verbindung
steht, einfach durch Alterung bricht. Die Bruchstücke
können ein oder mehrere Löcher in die Membran stechen,
wodurch nun Benzin von der anderen Seite der Membran in
das Kurbelgehäuse eintritt und sich dort sammelt, solange
der Motor steht, oder mit verbrannt wird, wenn der Motor
läuft!
Beides hat unterschiedliche, aber in jedem Fall fatale
Folgen:

1.) Das im stehenden Motor angesammelte Benzin wäscht
zunächst in jedem Fall die nächstgelegenen Kurbelwellen
Hauptlager (#3 u. #4) sowie das Pleuelfußlager des dritten
Zylinders aus (die Zylinder werden bei DKW von der
Abtriebsseite, also der Kupplungsglocke aus,
durchnummeriert!). Als Konsequenz läuft die Welle
trocken, macht Geräusche und geht u.U. ganz fest.

2.) Beim laufenden Motor kommt es durch zu starke
Überfettung des Zündgemisches zu Unregelmäßigkeiten
im Laufverhalten, mit Aussetzern des Zylinders durch
Verlöschung des Kerzen-Zündfunkens bis hin zu
Kolbenfressern durch einen gerissenen Schmierfilm an der
Zylinderwandung.
Das der Motor mehr als normal qualmt, keine rechte
Leistung bringt und teilweise schlecht anspringt ist nur
logisch!

Im fortgeschrittenen Stadium kann man den Schaden
schon daran erkennen, daß Benzin/Ölgemisch an der
Vorderseite des Motors hinter der Keilriemenscheibe aus
dem vierten Kurbelwellenhauptlager austritt. Dann ist es
aber meist' schon zu spät für die Welle! Im Zweifel kann
aber schon ein Blick durch das Kerzenloch des dritten
Zylinders Rückschlüsse zulassen: Ist die sichtbare
Kolbenoberseite im Vergleich zu den anderen beiden
Zylindern völlig frei von normalen Ölkohlerückständen, hat
das überfettete Gemisch hier schon seine 'reinigende
Wirkung' entfaltet!

Hinweis: Für die letztgenannte Auswirkung gibt es jedoch
auch andere Ursachen, wie z.B. eine defekte
Startervergaser-Membran im Vergaser... (Das Problem wird
in der nächsten Folge unter dem Thema >Vergaser oder
Versager!?< besprochen)

Nun besteht die Benzinpumpe aber nicht nur aus der
Membran (die die eigentliche Förderarbeit leistet) und den
beiden, beidseitig davon angebrachten Federn, sondern,
damit der Kraftstoff auch wirklich in eine definierte Richtung
(nämlich zum Vergaser) gefördert wird, muß es auch
wenigstens ein Rückschlagventil geben.
Genauer gesagt, gibt es bei den (heute gängigen) DKW-
Pumpen zwei Rückschlagventile: ein eingangsseitiges und
ein ausgangsseitiges. Diese Ventile bestehen lediglich aus
zwei unscheinbar aussehenden Kunststoff-Plättchen, die
jeweils mittels einer schwachen Druckfeder in Ihrem Sitz
gehalten werden. Das eingangsseitige Ventil hat die
Aufgabe, bei Motor- und damit Pumpenstillstand die
Flüssigkeitssäule in der Benzinleitung daran zu hindern,
bis auf das Tankspiegel-Niveau zurückzulaufen (besonders
wichtig bei leerer werdendem Tank!).
Das ausgangsseitige Ventil schließt bei Motorstillstand
den in der Pumpe befindlichen, noch nicht
durchgeförderten Benzin-Vorrat gegen die
Schwimmerkammer des Vergasers ab.

Mit dieser Kombination der beiden Rückschlagventile
sollen zwei Dinge erreicht werden:
1) Die empfindliche Pumpenmembran trocknet nicht aus
und behält ihre Flexibilität.
2) Die Benzinpumpe muß beim Start nicht trocken
ansaugen; der Motor springt schneller an.

Nach der vorstehenden kurzen Funktionsbeschreibung wird
jetzt sicherlich schon deutlich, daß nicht nur die (einfach
zu beurteilende) Membran für die Pumpenfunktion von
Bedeutung ist, sondern auch fehlerhafte Rückschlagventile
können große Probleme verursachen!
Bei schlechtem Anspring-Verhalten des Motors sollte in
jedem Fall zunächst eine einwandfreie Funktion der Pumpe
sichergestellt werden.
Probleme mit der Benzinpumpe
Beobachten Sie dazu zunächst das Schauglas des
Benzinfilters, welcher direkt an den Pumpeneinlaß
angeflanscht ist, während eine zweite Person (bei
abgezogenen Kerzensteckern) den Anlasser betätigt. Das
Schauglas sollte sich nach wenigen Motorumdrehungen
gefüllt bzw. nachgefüllt haben. Wenn dies geschehen ist,
lösen Sie den Benzinschlauch vom Vergaserstutzen und
lassen Sie wieder starten; es sollte spontan und mit Druck
Flüssigkeit aus der Leitung spritzen. (Anm. Bei den späten
1000S, F12 und F102 ist kein Benzinfilter mit Schauglas
mehr montiert. Hier kann die Pumpenfunktion nur durch
Abziehen des Kraftstoffschlauchs vom Vergaser 'geprüft'
werden!)

Bei unzureichender Funktion muß die Benzinpumpe
zerlegt und jeglicher Schmutz entfernt werden. Der Sitz der
Ventilplättchen wird sauber aber vorsichtig mit einem
feinen Schraubendreher ausgekratzt und die Plättchen
selbst werden auf Einlaufspuren hin überprüft (im
Zweifelsfall erneuern!); bei der Montage darauf achten, daß
die beschichtete (weichere) Seite zum Sitz hin zeigt!
Heute gibt es allerdings auch Ventilplättchen aus
durchgehend weicherem Material, bei denen es keine
vorgeschriebene Montagelage mehr gibt. Diese Ventile
dichten auch besser ab; es darf aber nichts klemmen oder
verkanten!
Nachdem die Pumpenmembran sichtgeprüft wurde
(flexibel, keine Risse oder feine Löcher!?), wird sie
zusammen mit der konischen und zylindrischen Feder
(letztere gehört auf die Seite des Pumpensockels) wieder
montiert. - Eigentlich sollte die Pumpe jetzt wieder
einwandfrei arbeiten...
Für den Fall, daß doch nicht, hier:

Der besondere Tipp!
Sie haben die Membran, die konische und zylindrische
Feder sowie die Rückschlagventile geprüft, ggf. erneuert
und alles zweifelsfrei wieder montiert und trotzdem
funktioniert die Benzinpumpe nicht einwandfrei. Hierfür
mögliche Ursachen:

1) Der Pumpendeckel, gehalten durch eine zentrale
Schraube, sitzt und/oder dichtet nicht richtig. Verwenden
Sie bei der Montage wenig nicht aushärtende flüssige
Dichtmasse und nehmen Sie im Zweifelsfall immer neue
Dichtringe.
2) Kontrollieren Sie die Über-/Unterdruckbohrung sowohl im
Motorgehäuse als auch im Pumpensockel auf freien
Durchgang. Ölkohleablagerungen und Fremdkörper (zB.
Reste einer gebrochenen Pumpenfeder!!) könnten die
Bohrung teilweise verschließen.

3) Hat das Pertinax-Isolier-Distanzstück zwischen
Pumpensockel und Motorblock möglicherweise einen Riß,
durch den Druck verloren gehen kann, oder haben Sie die
Papierdichtungen an dieser Stelle vergessen?

Abschließend aus der Praxis noch etwas ganz gemeines:
Bei einem Kundenfahrzeug hatten wir einmal das
Phänomen zu beseitigen, daß der Motor ab einer gewissen
höheren und kontinuierlich gefahrenen Geschwindigkeit
nach kurzer Zeit ausging und der Wagen damit liegenblieb.
Der Motor ließ sich dann mit etwas 'orgeln' wieder starten
und man konnte problemlos weiterfahren, solange man
nicht zu schnell wurde...

Natürlich hatten wir die Benzinpumpe längst überprüft und
sie schien einwandfrei. Trotzdem lag es dann doch an der
Pumpe! Nachdem wir alle anderen Ursachen ausschließen
konnten, wurde sie nochmals zerlegt und jedes Einzelteil
unter allen denkbaren Aspekten kontrolliert. Es stellte sich
dabei ein Plan-Verzug der scheibenförmigen Abdeckplatte
der Rückschlagventil-Kammer heraus. Die Platte wird mit
drei Senkkopfschrauben gegen eine dicke Kork- oder
Papierdichtung gezogen und hatte sich vermutlich
alterungs- und wärmebedingt leicht verzogen. Das führte
dazu, daß die Pumpe für den Leerlauf- und Teillastbereich
genügend Benzin förderte um das Kraftstoff-Niveau im
Vergaser konstant zu halten. Für den erhöhten Bedarf bei
annähernd Vollast reichte es aber nicht. Als Folge davon
wurde die Schwimmerkammer des Vergasers langsam
leergesaugt, weil die Pumpe nicht genügend Benzin
nachförderte und der Motor blieb stehen... Beim folgenden
Anlassen wurde die Schwimmerkammer dann aber wieder
gefüllt und das Spiel konnte neu beginnen!

Fazit:
a) Die motorseitige, zylindrische Feder der Benzinpumpe
kann durch Korrosion und Alterung brechen und die
Pumpenmembran durchlöchern.

b) Durch eine defekte Membran läuft Benzin oder Gemisch
in die Kurbelkammer und kann zu einem (teuren)
Kurbelwellenschaden führen.

c) Schlecht dichtende Rückschlagventile in der Pumpe
führen zu Startschwierigkeiten und mangelnder
Förderleistung.

d) Wenn Sie eine Benzinpumpe überholen, schauen Sie
sich alle Teile genau an, arbeiten Sie äußerst sorgfältig
und verwenden Sie möglichst neue Dichtungen.
Sollten Sie Probleme mit Ihrem Wagen haben, helfe ich Ihnen gern weiter!